Die Philosophie

Die chinesische Bezeichnung TAI-CHE-GONG bedeutet:
Der Ausdruck der Lebensenergie durch Arbeit/Üben!

Die Grundlage dieser alten chinesischen Ausdrucksform, die sich u.a. durch Bewegungen erklärt, ist in den Anfängen der indischen Tempeltänze zu finden. In ihnen führen physiologische Übungen und Dehnungen des Körpers dazu, schwierigste Bewegungen und Bewegungskombinationen in der Stufe der Meisterschaft optisch den Eindruck größter Leichtigkeit darzustellen.

Die Energie und Kraft für diese großartigen Leistungen holen sich die Akteure aus den philosophischen Prinzipien der asiatischen Welt.

Um das chinesische TAI-CHE-GONG innerlich aufnehmen und verstehen zu können, ist daher eine kurze Zusammenfassung der philosophischen Kernlehren hilfreich.

Die philosophischen Kernlehren

Den Ursprung der Schöpfung versuchen alle Kulturen der Welt zu erklären. In ihren Ergebnissen entstanden darüber Umschreibungen wie:

Der Urquell, das Absolute, das Eine, das Göttliche Zentrum, der Ur-Impuls, das Unerklärbare, das Unbeschreibliche, das NICHTS der ersten vorhandenen Ursache etc.

Die Chinesen erkannten, dass in der „allerersten Ursache der Schöpfung“ zwei Energien vorhanden sind. Den ersten Teil bezeichneten sie als „das NICHTS“. Da aus ihm die Schöpfung hervortritt, entsteht somit alles Leben aus  diesem „NICHTS“. Daher muss aber bereits im „NICHTS“ irgendwie die Energie des Lebens schon vorhanden sein.

Die Chinesen umschreiben diesen ersten Teil, indem sie ihn als

„das NICHTS der Lebensenergie = WU-CHE“ benennen.

Irgendwann tritt „das NICHTS“ – wie und wodurch ist unerklärlich – indem es aktiv wird in Erscheinung. Diesen zweiten Teil umschreiben die Chinesen mit dem Begriff: 

„Das TUN (tätig werden) der Lebensenergie“ = WEI-CHE.

„Das NICHTS“ und „das TUN“ – WU und WEI – sind somit die beiden Energie(teile) der allerersten Ursache der Schöpfung. Sie bilden das erste energetische Dual der Evolution, die immer diese beiden Kräfte benötigt, um kosmisches, atomisches und stoffliches Leben zu erschaffen.

Deutlich wird dieses Prinzip bei der Zeugung von Leben. Hier wird das Ei – „das ruhende NICHTS“ – von außen durch Berührung des Samens in Vibration „in TUN“ gebracht, somit aktiv. Entsteht eine Schwingungsübereinstimmung zwischen Samen und Ei, nimmt es diesen auf. Es entsteht die Verschmelzung , die zur Zeugung von Leben führt; die erste Zellteilung, aus deren Unterteilungen/Verbindungen dann die entsprechende Lebensform gebildet wird.

Die o.g. beiden Teile der Energie werden also durch eine von außen kommende dritte Energie (Kraft) zur Entwicklung von Leben veranlasst. Diese Dreiheit wird in der chinesischen Philosophie mit dem Begriff WEI-WU-WEI umschrieben, das „TUN durch NICHTS TUN“ bedeutet.

Wie wir am Beispiel erkennen können, handelt es sich hierbei nicht um ein „NICHTS TUN“. Die latente Energie des „NICHTS“ wird von außen stimuliert, somit aktiv. Ein „TUN“ entsteht so aus dem Ursprung des „NICHTS TUN“.

Auf das äußere Leben bezogen bedeutet das „TUN durch NICHTS TUN“ „rechtes TUN“. „Rechtes TUN“ entsteht jedoch nur, wenn es aus dem eigenen latent ruhenden „NICHTS-Zentrum“, das lt. chinesischer Philosophie im bzw. durch das Herz des Menschen wirkt, heraus alle Dinge bewegt. „Rechtes TUN“ ist immer dann gegeben, wenn wir für Wahrheit, Gerechtigkeit, Ethik und alle Tugenden des Lebens, somit für Klarheit eintreten; sofern wir dabei nicht persönlich engagiert bzw. betroffen sind, sondern aus der Neutralität unseres Herzens handeln.

Nur wer in dieser völligen Neutralität – rein um einer jeweiligen Sache willen – ohne auf eigene Vor- oder Nachteile zu achten, allein um der Wahrheit willen reagiert, handelt „recht“. Er befindet sich im „rechten TUN“, das aus dem „TUN durch NICHTS TUN“ (ohne persönliche Einmischung) entsteht.

Diese bedeutende Kernlehre der chinesischen Philosophie beschreibt bereits Laotse (600 v. Chr.) in seinem bedeutenden Werk über die chinesische Weisheitslehre, dem TAO-TE(H)-KING.

Diese „ Schrift der unbeschreiblichen Himmelskraft (Herzkraft)“ – Übersetzung nach Dr. Leung wie auch K.O Schmidt – beschreit den Ursprung, das „Unbeschreibliche“, das von den Chinesen TAO (DAO) genannt wird.

In seinem Werk erklärt Laotse, dass die Grundlage aller Dinge das WU-WIE-WU-Prinzip ist.

Das Nichts – WU – führt so zur Aktivität, zum Tun – WEI– der Lebensenergie – CHE -.

Die Lebensenergie –CHE– kommt im Energetischen und Stofflichen zum Ausdruck – TAI – und wird daher:  „Ausdruck der Lebensenergie“ = TAI-CHE genannt.

Der Begriff TAI-CHE (KHI) erklärt das Symbol der gesamten energetischen wie stofflichen Schöpfungsprinzipien, die aus den beiden waagerechten ersten Energie-Prinzipien „Yin und Yang“ hervortreten.

Der obere „himmlische“ Teil wird Yang genannt. Sein Schriftzeichen bedeutet „Sonne über dem Berg“. Der untere „materialisierende“ Teil wird „Yin“ genannt. Sein Schriftzeichen bedeutet „Sonne hinter dem Berg“.
Yang, als „himmlischer“ Teil, wird durch den Drachen – der Lichtenergie der Schöpfung –
Yin, als „materialisierender“ Teil, wird durch den Tiger – der verstofflichten Licht-Energie – symbolisiert.
Daher sind Drache und Tiger die herrschenden Symbole Asiens.

Yang und Yin bilden die beiden Teile der Schöpfung. Sie werden durch die Sinuskurve, die den Weg (steht für Zeit) der Schöpfung aufzeigt, halbiert; wodurch die erste Zellteilung symbolisiert wird. Der Schöpfungsweg wird auch „Weg der Lebensenergie“ oder Drachenweg (chin.) CHE-PAI genannt.

Die beiden Kugeln in den waagerechten Hälften des TAI-CHE-Symbols besagen, dass in der oberen Hälfte, dem Geistigen – Yang – die materiellen Energien – Yin – enthalten sind; 
der untere Teil, das Materielle – Yin – aus dem geistigen Keim der Yang-Energie entsteht, die in ihm enthalten ist.

Die Lehre des Jahrtausende alten TAI-CHE -Zeichens wird durch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigt, die belegen, dass alle 81 Spurenelemente im Menschen und die Energien der Materie bereits in Gas-Form in unserer Sonne vorhanden sind, was bedeutet, dass sich alles Leben aus der Energie der Sonne heraus durch „Verdichtung“ verstofflicht, dadurch entsteht.

Das TAI-CHE Symbol stellt inhaltlich also den wahrnehmbaren „Ausdruck der Lebensenergie der Schöpfung“ dar. Wird dieser „Ausdruck“ in bestimmte geistige oder physische Bewegungsformen – Abläufe – gebracht, wird es nötig, diese regelmäßig zu erhalten oder zu erarbeiten, was chin. GONG heißt.

TAI-CHE-GONG bedeutet daher:  
„Ausdruck der Lebensenergie durch Arbeit/Übung!“

In der Umsetzung des TAI-CHE-GONG werden in der Urform die Bewegungsabläufe den Tierbewegungen nachgeahmt. Sie bilden bei gleichbleibenden Übungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden eine starke Anforderung an das eigene körperlich-seelische Leistungspotential, dessen Tiefe aus menschlicher Sicht „TAO“ oder „DAO“, also „unbeschreiblich“ ist. Allein der „Ausdruck der Lebensenergie“, auch Drachenweg genannt, ist bereits das Ziel, dessen individuelles Ende ein Jeder nur in sich, in seinem „bewussten Sein“, finden kann.

Fazit:

Das Universum wie auch der Mensch soll nach den Lehren des TAO-TE-KING und der Bedeutung des TAI-CHE- Symbols die eigenen Energiepotentiale – die aus Fühlen, Denken und Handeln bestehen – im stetigen Gleichgewicht halten bzw. unverzüglich in diesen Zustand zurück bringen, damit die ursprüngliche Harmonie der Schöpfung (wieder) in (ständigen) Einklang kommt.
Eine Verlagerung unserer Energiepotentiale durch unser Bewusstsein in die Materie, lässt dann diese wachsen, sodass innerhalb des Kreises der Geistige Teil abnimmt, was dann einen disharmonischen Zustand nach dem Prinzip des WEI WU WEI darstellt. So ist es dann unsere eigene Pflicht, den harmonischen Urzustand wieder herzustellen.