Der Weg und das Ziel

Der Übende lernt durch diesen ursprünglichen Ablauf des alten Shao-Lin aus dem 13. Jahrhundert in der Fassung von Meister Chung und Meister Lanto sehr schnell, die Lebensenergie – CHE – bewusst in sich zu lenken wie auszuarbeiten – GONG -. Dies geschieht, in dem die Übungen durch sensibel kontrollierte Bewegungen mit klar gesteuertem Atemfluss im Bewegungsablauf zum leicht fließenden Ausdruck – TAI – werden.

Die Energiefreisetzungen dieser Übungen stärken den gesamten Körper. Vor allem die Nerven werden gekräftigt, wodurch innere Ruhe entsteht und der Übende sich besser “versenken”, d.h. konzentrieren lernt, damit er eines Tages über den Weg des TAI-CHE-GONG sogar in den  Zustand der Meditation – der bewussten Verbindung mit dem TE, der eigenen Herzkraft – kommen kann.

Die dafür nötigen Übungen, die im 13. Jahrhundert von Meister FENG den Tieren abgeschaut wurden, fördern beim regelmäßigen Üben die verschiedenen Teile, aus denen der Mensch besteht.

Die so entstandene Urform – die lange Form des TAI-CHE-GONG – besteht aus fünf Stilen mit sieben Übungen pro Stil, die in der Ausführung dem Gleichgewicht von Yin und Yang entsprechen. Dieser Ablauf führt uns in die große Tiefe des TAI-CHE-GONG, in die physische und mentale Ganzheitlichkeit des menschlichen Wesens.

Die Kurzform des TAI-CHE-GONG

– die sieben Goldenen Drachen der Gesundheit –

ist für jeden schnell und leicht zu lernen, fördert unser Wohlbefinden, vertieft unsere Atmung, stärkt unser Wesen und lässt zügig das CHE fließen; und das mit nur sieben Übungen!

Sie schaffen so körperliche, mentale und seelische Stabilität wie Gesundheit und geben uns – durch Erkenntnisse über TAO – innere Klarheit für das eigene Leben.

So stärken die Bewegungen:

des Tigers
des Leoparden
des Kranichs
der Schlange

die Knochen
die Muskeln
die Sehnen und Nerven
die tiefe Bauchatmung und verbindet das große Geheimnis der dreifachen Kraftentwicklung des TAI-CHE-GONG durch ihre meditative Ruhe, ansatzlos blitzartige schnelle wie auch langsamen fließenden Bewegungen.

Der Drache – (T)Cheng – symbolisiert das WU-CHE (jap. MU), den Ur-Geist ( auch KI), dessen CHE-(Lebens) Energie, die Kraft des Feuers, durch die Blitze am Himmel wahrgenommen werden kann. Die aktive und direkte Lenkung der CHE-Energie wird auch „der Drachenweg oder Energieweg“ genannt.

Er wird im Tai-Che (KHI) Zeichen durch die Sinuskurve symbolisiert, die den Kreisinhalt „Yin und Yang“ harmonisch halbiert.

Erst das CHE des Drachens bringt die geistigen wie physischen Energien zur optimalen materiellen Auswirkung. Die Verbindung dieser fünf Grundelemente mit der Atmung und der Weisheit des Tao – der unbeschreiblichen Kraft (der Schöpfung) – ergeben die sportlich philosophische Urform des TAI-CHE-GONG, das auch „Altes Shao-Lin“ oder „Chinesisches Schattenboxen“ genannt wird.

Der Geist, der Ursprung, das WU-CHE  bringt
durch Konzentration die Lebensenergie – CHE 
durch bewusstes Erarbeiten – GONG –
mittels der Ausdrucksform – TAI (richtig eigentlich Wei) 
zu einem stärkenden Bewegungsablauf, der es den Übenden ermöglicht, sich selbst und damit den eigenen Wesenskern zu finden.

Um die CHE-Energie zu aktivieren, atmen wir bei den Übungen grundsätzlich durch die Nase – ohne Druck – bis tief in den Bauch hinein ein, wenn die Bewegungen an den Körper herangeführt werden. Führen wir die Bewegungen vom Körper weg, wird fließend – ohne Druck – ausgeatmet.

Hierbei wird die Zungenspitze an den oberen Gaumen angelegt, so dass sie das Zahnfleisch der oberen Schneidezähne berührt.

Die Entwicklungsstufen des TAI-CHE-GONG

Bilden Atmung und Bewegung einen klaren, fließenden und harmonischen Bewegungsablauf in der Grundposition – der hohen Hocke – haben wir die erste Stufe des TAI-CHE-GONG erreicht.

In der zweiten Stufe werden die gleichen Übungen vollständig in einer etwas tieferen Stellung – der mittleren Hocke – ausgeführt.

In der dritten Stufe wird der ursprüngliche Übungsablauf nun vollständig in der tiefen Hocke ausgeführt, was selbst austrainierten Personen größtes Können abverlangt. Hierbei wird – richtig ausgeführt – die fließende CHE-Kraft von uns bereits sehr schnell und intensiv wahrgenommen.

Ab jetzt werden die weiteren künftigen Übungsabläufe abwechselnd in unterschiedlichen Geschwindigkeiten zwischen langsam, blitzschnell und meditativ ausgeführt.

Dies geschieht in der vierten Stufe in der hohen Hocke;

in der fünften Stufe in der mittleren Hocke;

in der sechsten Stufe in der tiefen Hocke.

Die CHE-Kraft wird maßgeblich gesteigert, wenn in den bisherigen vorgenannten Abläufen zusätzlich innerhalb der Bewegungen unterschiedlich mit kurzfristiger Anspannung und entspannter Bewegung abwechselnd auch unrhythmisch die Abläufe energetisch dynamisiert werden.

Die dabei entstehende (Schlangen)Dynamik sorgt besonders in den tieferen Abläufen für einen starken CHE-Fluss, den wir durch den richtigen Atemfluss sehr bewusst in uns erfassen.

In der siebten Stufe werden die Übungsformen der vierten Stufe bis inkl. der sechsten Stufe zusätzlich durch unterschiedlich hohe Stellungen, in der hohen, mittleren und tiefen Hocke, abwechselnd ausgeführt.

Diese Bewegungsform bewirkt durch die unterschiedlichen Höhen und Tempi einen harmonischen Ablauf mit großer Dynamik, bei gleichzeitiger innerer Ruhe in den Ausübungen.

Die höchste Übung in der siebten Stufe ist die „Freie Form„, in der alle bisher gelernten Bewegungen in unterschiedlicher Reihenfolge, Schnelligkeiten und Höhen aufgeführt werden!

Ist diese Stufe vollzogen und die innere Kraft erhoben, wird die „Vollendung“ im Drachenweg in der „Freien Form“ erreicht, in dem die Abläufe in den verschiedenen Tempi und  Höhen aus dem Herzen geführt ausschließlich auf „der Pforte des Himmels“ ausgeführt werden. Dieser leicht fließende Ablauf entspannter Spannung bei hoher Dynamik wird daher zu Recht der “Tanz des Drachen”, d.h. der völligen Harmonisierung des eigenen Wesens bei gleichzeitiger Freisetzung der CHE-Energien während der Übung, genannt.

Der so Fortgeschrittene wird dabei EINS mit seiner CHE-Energie, verkörpert sie durch sich selbst.

Nicht er, sondern die Kraft in ihm führt dann die Übungen aus sich heraus aus!
– Nur Selbstvergessenheit führt zu wahrer Meisterschaft! –

Um die wahre Tiefe des TAI-CHE-GONG (des Shao-Lin-Tempelboxens) zu erreichen, sollen die Übungen täglich mehrmals hart und weich, langsam und schnell, ausschweifend und zurückhaltend in der Kraftausübung, äußerlich und innerlich, sanft und fest, geübt werden.

Nach diesem Trainingsablauf ist die Reihenfolge dann umzukehren, bis schließlich im Laufe vieler Jahre sämtliche Bewegungen durch das fließende CHE in einen leichten, dennoch innerlich festen/konzentrierten, Einklang gebracht werden können.

Was ist der Unterschied zwischen dem Drachenweg und TAI-CHE-GONG?

So ist das Tai-Che-Gong ein Entwicklungsweg, der ganzheitlich ist, Körper, Geist und Seele einschließt und harmonisiert. Tai-Che-Gong beinhaltet daher zu gleichen Teilen beide Seiten, den physischen wie auch den geistigen Teil.

Das gilt auch für den Drachenweg, mit der Besonderheit, dass dieser Weg noch tiefer geht; er ist in seiner Schwingungskonsistenz allein schon durch den Namen Drachenweg, was ja Energieweg heißt, mehr noch auf das Geistige ausgerichtet.

Tai-Che-Gong ist die bewusste Arbeit mit der Lebensenergie an sich selbst. Der Drachenweg wirkt noch tiefer im Menschen, denn er ist die bewusste Steuerung der Lebensenergie in den vier Körpern ( Physhischer, Äther-, Denk- und Fühl-Körper) des Menschen und führt ihn zur harmonischen Einheit.

Am Anfang sind beide Wege identisch, doch im Endstadium ist der Drachenweg umfassender als das Tai-Che-Gong. Da allerdings diese Nuancen bis zur Erreichung des Harmonierungszustandes sehr fein sind, kann man ruhig von einer Gleichheit des Tai-Che-Gong und des Drachenweges sprechen. Das Ziel des Drachenweges ist daher die ganzheitliche eigene Entwicklung durch das TAI-CHE-GONG!

Es wird zügig erreicht, wenn wir die o.g. sieben Stufen grundsätzlich in völliger innerer Leere/Ruhe – also in vollkommener „Meditationsbewegung“- vollziehen.

Wird darüber hinaus die CHE-Kraft sehr vertieft und eines Tages vom physischen Mittelpunkt CHE-AI (jap. Hara), der 2 ½ cm unter dem Bauchnabel liegt, „zum Herzen (dem inneren Zentrum) erhoben“, ist die Stufe der wahren Vollendung erreicht.

Ein solcher Vollendeter kann dann sein CHE bewusst und direkt steuern. Durch reine Atemdemonstrationen der CHE-Kraft belegt er sein großes Können!

Dies geschieht in der bekannten „CHE-Übung der DA-SHE“, in der wenigstens drei Personen – die mindestens das Dreifache eines DA-SHE wiegen – versuchen, diesen wegzuschieben, was jedoch im Falle eines „vollendeten Lehrers“ nicht gelingt, da dieser auf freiem Boden, quasi wie ein Fels in der Brandung, die Kraftenergie der Schiebenden absorbiert. Bleibt so der Übende „verwurzelt“ und „unverrückbar“ stehen, ist er ein DA-SHE! Wird er von den schiebenden Personen bewegt, ist er ein Schüler!

Nur die Demonstration dieser Übung über die Vollendung belegt das Können eines DA-SHE! Es bedarf daher keiner Urkunde aus Papier – das bekanntlich geduldig ist – und nicht das vorgenannte Leistungsmerkmal belegt. 

Über diese Übung der Vollendung hinaus kann in den Bewegungsabläufen des Tai-Chi/e etc. nur ein Lehrer den CHE-Fluss des Übenden erkennen. Denn nur durch seine eigene Wissenserfahrung um das CHE, kann er das CHE eines anderen wahrnehmen. In dieser Erkenntnis ist der häufig zitierte Satz zu sehen:

„Nur ein Vollendeter kann einen (anderen)  Vollendeten erkennen.“

Darum kann ein „Nichtmeister“, ein Schüler, auch nur einen anderen Schüler erkennen, da ihm die hohe Kenntnis der CHE-Energie zurzeit noch verschlossen ist.

Wahre Vollendung drückt sich im Physischen daher nur durch den Fluss der CHE-Energie aus. Die CHE-Kraft fördert die Veredlung des Charakters, die als Lebensweisheit und Weitsicht in allen Dingen die inneren Werte, die Reife eines solchen Großen offenbart. Dessen einziges Streben ist es, Schüler in ihrer inneren Entwicklung zu fördern; ihnen den Weg zum eigenen Herzen zu zeigen – dem Ort der inneren Weisheit – von dem die Wissenden sagen, dass in ihm sich die Lebensprinzipien der Schöpfung für den Übenden offenbaren, die zur wahren Erkenntnis – der Selbstfindung – führen.

Fazit:

TAI-CHE-GONG in seiner Urform ist ein physischer wie psychischer Übungsweg, der nie endet. Er führt uns schrittweise in immer tiefere Erfahrungsräume des eigenen Wesens, dessen Endzustand daher aus menschlicher Sicht nicht zu erfassen ist. TAI-CHE-GONG ist daher – auch in allen Budo-Disziplinen – der Weg, der bereits in sich das Ziel ist, das letztendlich immer nur wir selbst sind!

Die Richtung des Weges zeigt uns das Prinzip der Konzentration in seinem berühmten Lehrsatz:

„Wo deine Konzentration ist, da bist du. Wohin du deine Konzentration lenkst, zu dem wirst du!“

– Meister Lanto –