Die zehn Prinzipien

Sie bilden die ursprüngliche Trainingsanleitung, die dem Übenden den Weg von „Innen nach Außen“ lehrt, wodurch die Freisetzung der Che-Energie überhaupt erst möglich wird.. Die Prinzipien wurden im alten Shao-Lin, dem Chinesischen Schattenboxen, und daher auch im ursprünglichen WUDANG vermittelt.

Die zehn Prinzipien des TAI-CHE-GONG

  1. Der Wille lenkt die Tat.
  2. Der Atem lenkt die Glieder. Fühle dabei, wie die Atemkraft, wenn du die Bewegungen körpernah vollziehst, zu einem fließenden gewaltigen Energiepotential wird, die bis in die äußerste Spitze der von dir aus geübten körpernahen Bewegung fließt!
    Werden deine Bewegungen nach den Prinzipien von Yang und Yin durch die Kraft deiner Atmung in abwechselnd langsamen wie schnellen; entspannten wie innerlich angespannten Bewegungsfluss ausgeführt, wird das wahre Che überhaupt erst freigesetzt. Damit hast du die erste große Stufe des TAI-CHE-GONG Weges vollzogen.
  3. Die innere Ruhe fließt als Kraft nach Außen.
  4. Wandle deine harte Energie in weiche Energie um; nichts ist weicher als Wasser und hat sogleich mehr Gewalt; Wasser bewältigt durch seine Weichheit den härtesten Stein.
  5. Die schwersten Übungen werden nur durch höchste Disziplin zu leichten fließenden Bewegungen.
  6. Übe anfangs alles langsam, damit du, wenn nötig, schnell bist.
  7. Die Tiger-Energie, die aus dem Mittelpunkt der Erde durch deine Füße fließt, soll sich in deinem Schwerpunkt – CHE-AI (jap. Hara) – konzentrieren, damit du mit der Erde eins wirst.
  8. Die Drachen-Energie, die durch deine Stirn fließt, soll sich in deinem Herzen konzentrieren.
  9. Wenn Drache und Tiger sich eines Tages in deinem Herzen vermählen, wird der Phönix in dir erwachen.
  10. Er führt zur Selbstvergessenheit, zu wahrer Meisterschaft, zum All-Sein.

Aus den 10 Prinzipien entstanden im Rahmen der Umsetzung dann die grundlegenden –

10 Trainingsanweisungen des TAI-CHE-GONG:

  1. Übe nur, wenn du innerlich ruhig und friedfertig bist.
  2. Nutze dieses Wissen nur für deine eigene Entwicklung, im Notfall zur Verteidigung – nie aber zum Angriff! Denn wer angreift, stört die Harmonie des Ganzen. Er muss sie daher wieder ausgleichen. So kommt eine jede freigesetzte Energie immer wieder auf einen direkt zurück. Dies bestimmt bereits das buddhistische Gesetz des Kreises!
  3. Respektiere immer dein Gegenüber!
  4. Zu Beginn der Übungen lege die Zungenoberfläche an den Gaumen. Die Zungenspitze soll dabei das Zahnfleisch deiner beiden oberen Schneidezähne berühren.
  5. Halte die Zunge während aller Übungen in dieser Position. Dadurch werden die oberen Energiebahnen direkt mit den unteren des Körpers verbunden, so dass das Che in völligen Fluss kommt.
  6. Atme immer durch beide Nasenöffnungen ruhig und fließend ein, wenn deine Bewegungen zu deinem Körper gehen.
  7. Atme immer durch einen leicht geöffneten Spalt deines Mundes – bei stets angespannten Wangen – aus, wenn deine Bewegungen von deinem Körper weggehen. Vermeide dabei ausladende Bewegungen, die über deine eigene Schulterbreite hinaus gehen. Durch solche wird die äußere Che-Muskulatur aktiviert, nicht jedoch das innere Che.
  8. Beginne eine jede Bewegung durch deine Konzentration und Vorstellung im Che-Ai (dem Punkt ca. 2,5 cm unter dem Bauchnabel – jap. Hara) und fühle, wie aus diesem Zentrum der Impuls in diejenige Körperregion fließt, die du bewegen wirst.
    Leite von der Hüfte die Che-Energie gedanklich und gefühlsmäßig über die jeweilige Körperseite zu dem Bein bzw. Arm der gleichen Seite, den du körperlich einsetzt.
    Beachte dabei:
    Halte bei den Bewegungen deine Schultern möglichst ruhig im gleichen Winkel wie deine Hüfte, so dass die Che-Energie störungsfrei hindurch fließen kann. In Ausnahmen – aber nur wenn nötig – kann die Schulter mit höchstens 10 Grad gegenüber dem Endstand der Hüfte, vorgezogen werden! Schiebst du die Schulter weiter vor, unterbrichst du deinen Che-Fluss und die Schultermuskulatur übernimmt den dann fehlenden Krafteinsatz, der physisch ist. Da diese Körper-Energie jedoch geringer ist als das Che, der ungehinderte Che-Fluss hingegen aber gewaltig, vermeide jeden Schultereinsatz!
  9. Übe so jeden Morgen intensiv deinen Bewegungsablauf, bevor du deinen Tag beginnst.
  10. Beende so auch jeden Tag und lass durch den Frieden und die entspannte Konzentration deiner Übungen alle Tagesbelastungen sich auflösen, damit du einen friedvollen Abend hast und dein Che sich des Nachts wieder aufladen kann.

Wer diesem Weg der ursprünglichen 10 Prinzipien des TAI-CHE-GONG mit seinen 10 Trainingsanweisungen folgt, wird durch regelmäßiges Üben Kraft, Energie, Gesundheit und geistige Klarheit gewinnen.

Der gesamte Körper wird durch die richtige Atempflege, verbunden mit anspannenden fließenden, wie entspannenden Bewegungen, die sich rhythmisch abwechseln sollen; so den Geist, die Sehnen und Muskeln, die inneren Organe und den gesamten Knochenbau fördern.

Wer den Atemrhythmus des Ein- und Ausatmens in langsamer wie schneller Bewegung beherrscht und diese Übungen zudem im Laufe der Zeit in den tieferen Stellungen übt, der wird dann eines Tages das große Geheimnis der dreifachen Kraftentwicklung erfahren, die durch tiefe Bauchatmung das Che in völligen Fluss bringt.

Auf diesem Weg eröffnet sich, über die Bewegung und die Atmung hinaus, der Weg der asiatischen Versenkung und mit ihm das Verständnis der Lehren des TAO aus der „Schrift der unbeschreiblichen Herzkraft“, dem TAO-TE(H)-KING, und den Lehren des buddhistischen achtfachen Pfades, die uns Prinz Siddhartha, der uns als Buddha bekannt ist, hinterlassen haben.